Georg Wolgast - Zollbeamter und Liederautor  Georg Friedrich Wilhelm August Wolgast wird am 20. August 1859 als Sohn  eines Haupt-Steueramts-Assistenten im Brandenburgischen Wittstock/Dosse  geboren. Nach seinem Abitur leistet er einen einjährigen freiwilligen Dienst bei  der 9. Kompanie des Garde-Füselierregimentes ab, den er als Unteroffizier  abschließt. Im November 1882 tritt er der Königlich-Preußischen Provinzial-  steuerdirektion Brandenburg bei, wo er seine Ausbildung als Steuer-Super-  numeral beginnt. Von Januar 1886 bis September 1887 führt ihn sein Dienst  als kommissarischer Grenz- und Revisionsaufseher zum Königlich-Preußi-  schen Hauptzollamt Harburg. Über die Dienststellen  der königlichen Haupt-  steuerämter Magdeburg, Naumburg und Posen wird er zum 1. Oktober 1888  erstmals nach Hamburg an das Hauptzollamt St. Annen versetzt. Familiäre  Gründe führen ihn von Mitte 1889 bis Mitte 1890 an das Berliner Hauptsteuer-  amt.   Auf sein persönliches Ersuchen hin wird Wolgast am 1. August 1890 als Zoll-  amts-Assistent I. Klasse an seine alte Dienststelle in den hamburgischen  Staatsdienst zurück-versetzt, wo er dem Expeditionsdienst zugewiesen wird. Er begründet sein Gesuch mit  den Worten: "... da ich während meiner Beschäftigung in Hamburg im Hauptzollamt St. Annen in dienstli-  cher sowohl wie in außerdienstlicher Beziehung mehr befriedigt war wie hier." Anfang 1897 wird er als  Oberzollkontrolleur zur Zollabfertigungsstelle Vorsetzen versetzt.   Auf Anweisung lernt er ab April 1898 Reiten und wird am 1. Juli 1898 als  Obergrenzkontrolleur nach Cuxhaven versetzt, welches zu der Zeit als  Amt Ritzebüttel zur hamburgische Landherrenschaft gehört. Hier ist er,  wohnhaft zunächst am Westerwischweg, danach Neue Reihe, als berit-  tener Kommissar für die Amtsgrenzen zuständig, also Amtsleiter der  Dienststelle Cuxhaven. Am 1. Oktober 1901 wird an der Hafenstraße das  Gebäude des neu erricheten Nebenzollamtes II, heute Kuttereck, in  Betrieb genommen, worin er die Dienstwohnung bezieht. Am 1. Oktober  1903 ist seine Cuxhavener Dienstzeit beendet und er wird nach Ham-  burg zurückversetzt, wo er noch Dienst an den Hauptzollämtern St. An-  nen, Kehrwieder und Meyerstraße versieht.   Neben seinem Zolldienst verfolgt er auch seine militärischen Ambitionen.  So tritt er als Hauptmann der Reserve des I. Aufgebots der Garde-Land-  wehr dem I. Weltkrieg bei. Er befehligt Bahnhofskommandanturen in Frankreich und Belgien, bis er zum 14.  November 1918 den Dienst quittiert, um wieder den Zolldienst in Hamburg aufzunehmen. Am 8. Januar  1920 verstirbt er überraschend nach kurzer Krankheit. Zurück bleiben seine Witwe und sein 1892 gebore-  ner Sohn.  Der Privatmann Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Wolgast ebenso gesellschaftlich wie sozial und musikalisch-litera-  risch engagiert. So wird er in Cuxhaven zum Gründer des Ortsverbandes des Roten Kreuzes. Hierbei ist  ihm sicherlich nicht zuletzt seine ausgeprägten Geselligkeit behilflich.  Dieses und seine militärischen Am-  bitionen lassen ihn in Cuxhaven dem Garde-Verein und dem Marine-Verein angehören. Seine allgemeine  Beliebtheit drückt sich in einem Lied aus, welches ein Hamburger Amtskollege für ihn anlässlich seiner  Versetzung nach Cuxhaven verfasst hat:  Abschiedslied für Georg Wolgast  1.   Heute willst du uns verlassen! - Zieht´s dich hin zur blauen See?   Hat dir Ehr´ und Glück versprochen eine blonde Meeresfee?  2.   Locken dich die Meereswogen? Wogen sind so falsch und grün!  Zieht ein Stern dich fort, so mögen zwei dich zu uns zieh´n  3. Hier im Kreis, weilst du auch ferne, wirst du nie vergessen sein;   seinen treusten Wart sieht scheiden trauernd heute der Verein.  4. Denk an uns! - Sprengst zur Kontrolle du zu Roß  mach uns den Spaß, lass den Gaul alleine laufen und sink du ins´s grüne Gras.  5. Fährst in deinen Mußestunden fischend du auf´s weite Meer  denk´ an uns und schick´ - doch franko - uns ein Dutzend Störe her.  6. Leb´ denn wohl, du treuer Führer, drück noch einmal uns die Hand,  unser Wunsch gibt Dir´s Geleite: Bring dir Glück Cuxhaven´s Strand!  Text: Einarsson, Melodie: Nun leb wohl, du kleine Gasse  Seine Liebe gehört während seiner Cuxhavener Periode Duhnen und der Duhner Heide, die sich zu der Zeit  noch über Sahlenburg hinauszieht bis Oxstedt und Altenwalde, wobei ihm sein Dienst als reitender `Gren-  zer´ sehr entgegenkommt.   Seine Leidenschaft dagegen ist, bedingt durch sein musikalisches Talent,  welches in seinem Abiturabschluss mit einem `Vorzüglich´ für das Fach  Singen ausgewiesen ist, Texte auf bekannte  Melodien zu erdichten.  Dabei kommt es im Laufe der Zeit zu hunderten Liedern, die im gesamten  Deutschen Reich bekannt werden und auf keiner Festivität von Zöllnern  fehlen. Das auch Lieder über Cuxhaven und seine geliebte Landschaft  dabei sind, ist dabei unausweichlich. Sein wohl bekanntestes, welches  nach einer Notiz des damaligen Finanzpräsidenten-Zoll, Dr. Friedrich  Elling, volksliedartigen Status erreichte, war das um 1900 entstandene  `Sahlenburger Heidelied´ oder auch einfach `Heidelied´ nach einer  Melodie von Georg Schwarz, auch bekannt unter der Textzeile: "Ich  reit´ auf grünen Wegen am Heiderand dahin..."  Sind seine Lieder heute auch weitgehend vergessen, so findet Wolgast in Cuxhaven seit November 1964  Nachruf als Namensgeber des Duhner `Georg Wohlgast-Weges´ als Verlängerung des Bäderringes.   Sein musikalisches Hauptwerk: `Das Sahlenburger Heidelied´ 1. Strophe Ich reit´ auf grünen Wegen am Heiderand dahin, dem jungen Tag entgegen mit frohem heit´ren Sinn. Durch Heidekraut und Ried der Sommer Fäden zieht im leisen Herbsteswehen und rings die Heide blüht. 2. Strophe Hier, fern vom wirren Leben da draußen in der Welt, von Blütenduft umgeben, es mir gar sehr gefällt. Die Sommersonne glüht, wie Diamanten sprüht der Tau auf allen Wegen und rings die Heide blüht. 3. Strophe Des Menschen Hassen, Neiden, das soviel Glück zerbricht, kennt hier auf brauner Heide den stillen Frieden nicht. Vorüber weit hier zieht Frau Sorge, weil sie sieht, da lauter Glück hier wohnet und rings die Heide blüht. 4. Strophe Im Heidekrug zur Linde da kehr ich durstig ein, in frischen Morgenwinde sitz ich hier ganz allein. Der Lerche Jubellied erquickt mir das Gemüt, ich denk´ vergang´ner Zeiten und rings die Heide blüht. 5. Strophe Und wenn ich wieder scheide von hier und weiterzieh, werd´ ich auch fern der Heide es doch vergessen nie: wie dort durch Kraut und Ried der Sommer Fäden zieh im leisen Herbsteswehen, wenn rings die Heide blüht. Worte von Georg Wolgast, Melodie von Georg Schwarz Abspann Dank an: Oberfinanzdirektion Hamburg: 1988 - Das Jahr der Zolljubiläen in Cuxhaven für Heidelied: - Henny Wiepking: Es war einmal - Erinnerungen an Ritzebüttel, Cuxhaven, Duhnen und Neuwerk - Günter Wiepking, Burgwedel: Melodieberichtigung Erstveröffentlicht (teilweise): cuxpedia.de
Georg Wolgast um 1900 Wolgast auf Kontrollritt um 1900 Wolgast unter seinen Cuxhavener Kollegen um 1900 (sitzend rechts) Nach oben Seite 1 Zurück Zurück