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Willkomm, Ernst - Reeder und Matrose
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Ernst Willkomm: Reeder und Matrose
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»Wo bin ich?« fragte Don Alonso Gomez, als er nach kurzer Besinnungslosigkeit wieder zu sich kam und die
Augen aufschlug. Er erhielt keine Antwort, aber er fühlte, daß er auf feuchtem Stroh im Augenblick wenig-
stens sicher liege. Ein Tau war um seinen Leib geschlungen und an einem Balken des zum Teil durchbro-
chenen Dachstuhles befestigt. Etwa zehn Schritte von sich entfernt sah der Mexikaner zwei Männer, von
denen jeder eine lange Stange hielt. Beide sahen aufmerksam auf den Strom und dessen Bewegung. Näher
als diese beiden Männer, aber auf der andern Hälfte des schwimmenden Daches, saßen ebenfalls zwei
Männer rittlings auf dem First, bewaffnet wie jene und ebenso aufmerksam den Strom und die Flut beobach-
tend. Diese rief Don Alonso Gomez jetzt mit vernehmlichen Worten an.
»Sie sind gerettet, Herr, wie Sie sehen«, versetzte der Größte derselben, ein alter Mann in Bauerntracht.
»Wenn Sie stark genug sind, um eine schwere Stange zu regieren, so können Sie unser Schiff mit steuern
helfen. Da unten liegen noch ein paar solcher Stecken.«
Der Bauer deutete auf das Loch im Dach, aus dem die seltsamen Schiffer ohne Zweifel auf den First gestie-
gen waren.
»Soll ich euch helfen«, erwiderte der Mexikaner, »so befreit mich erst von diesem Tau. Es drückt mich ohne-
hin ziemlich unsanft.«
»Ja so«, sagte der Bauer, ritt, mit den Händen sich vorwärts schiebend, während er seine Stange dem Ge-
fährten reichte, zu dem Gebundenen und löste den Knoten. »Was sind Sie denn eigentlich für ein Lands-
mann? Sie kommen mir etwas stark ausländisch vor.«
»Das mag wohl sein«, erwiderte Don Gomez. »Mich überraschte die Flut drüben, unfern Blankenese, mein
Pferd wurde scheu und warf mich ab. Dann trieben die Wellen mich fort. Mein Diener ist bei dem Spaß ums
Leben gekommen.«
Der trockne Bauer maß den Sprechenden mit einem ernsten Blick.
»Na, den Spaß können wir allesamt auch noch erleben. Der Zufall hat Sie auf mein Eigentum geführt, Sie
sind also mein Gast. Machen Sie's nun wie die Herren dort am andern Ende, die auch meine Gäste sind.
Vielleicht haben wir zusammen Glück und treiben mit der Ebbe irgendwo an einer Insel an. Dann wollen wir
uns gegenseitig für geleistete Dienste bedanken.«
»Das ist also Euer Hausdach?« fragte Don Gomez, den jetzt dies Abenteuer trotz der augenscheinlichen
Gefahr, in der er sich befand, zu amüsieren anfing. Es war in der Tat eine seltsame Situation und eben des-
halb behagte sie gewissermaßen dem nach Neuem stets lüsternen Mexikaner.
»Es ist der Rest meines Hauses«, versetzte kalt und resigniert der alte Bauer. »Noch vor acht Stunden galt
es für den schönsten Sandkrug im ganzen Alten Lande. Jetzt ist's ein loses Gebälk, das eine einzige hohe
Welle oder ein harter Windstoß zerschlagen kann.«
Don Gomez erlaubte sich noch einige Fragen, aus deren schlichter Beantwortung er erfuhr, daß die Woh-
nung des alten Mannes außerhalb des Deiches gelegen habe und ein Fährhaus gewesen sei, wo häufig
Reisende einkehrten, die nach dem nördlichen Elbufer übersetzen wollten. Die beiden Männer auf dem
hintern Giebel seien solche Reisende, erklärte der Krughalter. Sie hätten schon Mittags über den Strom
gewollt, des starken Windes wegen aber die Überfahrt nicht gewagt, da namentlich der eine, der Seemann
sei, das Unternehmen gefährlich gefunden habe. Darauf hätten sie sich entschlossen, besseres Wetter
abzuwarten, als unvorbereitet der Nordweststurm die Flut zu Bergen aufgetürmt, die dünnen Backstein-
mauern seines Hauses zerschlagen und das Dach, wohin sie alle geflüchtet, fortgerissen hätte.
»Ein Kind, ein liebes Mädchen trieb ans Land«, schloß der Bauer seine kurze Erzählung. »Ich hoffe, Gott
läßt sie am Leben, und rettet er auch uns, so seh' ich sie wohl nach ein paar Tagen wieder.«
Der Sturm hatte etwas nachgelassen, die Wogen gingen weniger hoch und es machte sich eine rückgängige
Bewegung der Strömung bemerkbar.
»Ebbe!« rief einer der Männer, welche der Bauer als Reisende bezeichnet hatte. Gleichzeitig bewegte sich
das treibende Dach stromabwärts.
Beim Klang dieser Stimme horchte Don Gomez erschrocken auf. Sein langes, feuchtes Haar, das der Wind
beinahe getrocknet hatte, vollends aus der Stirn streichend, heftete er seine dunkeln Augen auf die beiden
Männer, deren Gesichtszüge ihn das nächtliche Dunkel nicht erkennen ließ. Er griff in das Stroh des Daches
und näherte sich kriechend den am Giebelende Hockenden. Da sah er ein Gesicht über sich, vor dem er
erbebte. Er starrte es an, wie ein Geist, regungslos, kalt, boshaft. Das Erkennen war gegenseitig.
»Don Gomez!« – »Miguel!« tönte es von beider Lippen und gleich darauf klammerten sich die Hände der
beiden Feinde wie die Krallen wütender Tiger ineinander, und es begann auf dem schwimmenden, zittern-
den Dach, über den gurgelnden Wasserstrudeln ein Ringen, dem die andern drei Bewohner des gebrech-
lichen Gerüstes mit starrem Entsetzen zusahen. Die Kämpfenden mußten ihre Kräfte sitzend erproben, da
zu einem Faustkampf im Stehen kein Raum vorhanden war. Keiner sprach ein Wort, nur pfeifende, kurze
scharfe Töne entrangen sich bald Miguels Brust, bald der des Mexikaners. Zum Glück fehlten den erbitterten
Gegnern scharfe Waffen. Nur die Faust, die Gelenkigkeit der Glieder, die Kraft der Muskeln, ein Stoß, ein
wilder, hastiger Griff konnten entscheiden.
Don Alonso Gomez übertraf Miguel an Körperkraft, dieser dagegen war gelenkiger und hatte vor seinem
Gegner die Übung, auf schwanken, schwindligen Stegen glücklich und sicher zu balanzieren, voraus. Auch
waren seine Kräfte nicht so erschöpft, wie die des Mexikaners. Der Kampf währte daher nur wenige Minu-
ten, dann brach Don Gomez unter einem kräftigen Faustschlag Miguels zusammen. Dieser wiederholte den
Schlag in der Raserei des Zornes, erfaßte den Mexikaner am Gürtel und hätte ihn erbarmungslos kopfüber
in den wütenden Strom gestoßen, wäre dieser übereilten Handlung nicht die Hand eines Dritten zuvorge-
kommen.
»Keinen Mord, Miguel!« sprach ernst, befehlend Eduard Heidenfrei. »Du bist Sieger geblieben, der Über-
wundene wird sich den Bedingungen unterwerfen, die wir ihm, angesichts des sichern Todes, zu dem wir ihn
verurteilen können, diktieren wollen. Laß mich Richter sein, Miguel, und mein Wort als Deutscher darauf, das
Urteil, das ich fälle, soll deinen Beifall haben. Erkennen auch Sie mich für Ihren Richter an, Don Alonso
Gomez?«
Der Mexikaner röchelte und stöhnte unter der würgenden Hand des von ihm so lange mißhandelten Miguel.
»Endigt«, stammelte er heiser. »Ermordet mich, nur zwingt mich nicht, lange Eure mir verhaßten Gesichter
sehen zu müssen!«
»Sie haben Freiheit, uns den Rücken zukehren zu dürfen«, erwiderte Eduard. »Wir sind keineswegs geson-
nen, uns an dem Anblick eines Wehrlosen zu weiden. Wir haben Sie gemieden, Don Gomez, seit Ihr Cha-
rakter uns durch Zufall enthüllt wurde. Wir suchten Sie nicht und würden Sie nie wieder aufgesucht haben.
Gott gibt Sie uns jetzt in die Hände, und ein Gottesgericht soll entscheiden zwischen Ihnen und uns. Sehen
Sie um sich, wir treiben augenblicklich ohne Hoffnung auf Rettung dem Meere zu. Noch tobt der Strom, noch
hat der Sturm nicht ausgerast. Mit der nächsten Flut kann ein neues Wetter über uns kommen und die Hand
des Allmächtigen, die uns bis jetzt so wunderbar schirmte, kann uns in die brausende Tiefe versenken. Ist
dies Schicksal über uns verhängt, so werden wir ihm nicht entgehen. Es wäre aber auch möglich, daß ein
glückliches Ungefähr uns einem aufsegelnden Schiff entgegenführt, dessen Besatzung uns aufnimmt. In
diesem Fall sollen Sie nicht mit uns zurückkehren, sondern am ersten, besten Küstenort ausgesetzt und
dem dortigen Voigt zur Verwahrung übergeben werden, bis Sie von Hamburg aus weitere Befehle erhalten,
die Sie in Ihr Vaterland zurückweisen. Geschieht auch dies nicht, sondern wäre es uns bestimmt, rettungslos
auf dem Wasser herumtreiben zu müssen, bis die Wellen den letzten Balken dieses Dachstuhles zerschla-
gen haben oder bis uns der Hungertod bedroht, so machen Sie den Übrigen durch einen freiwilligen Tod
zuerst Platz, damit der dürftige Rest von Lebensmitteln, die wir besitzen, noch kurze Zeit länger ausreicht.
Wir sterben demnach freiwillig in folgender Ordnung: zuerst Sie, dann ich, zuletzt Miguel. Als Fremdlinge, die
wir die Gastfreiheit dieser wackern Leute genießen, ist es unsere Pflicht, alle Gefahren mit ihnen zu teilen,
nicht aber, ihnen den letzten Bissen Brot vom Munde zu reißen. Fügen Sie sich?«
Don Gomez stöhnte wie ein Sterbender.
»Füge dich oder du stirbst!« rief ihm Miguel zu. »Du hast keine andere Wahl und sollst keine haben.«
»Es sei!« stammelte der Besiegte, die Hoffnung möglicher Rettung als einzigen Anker festhaltend.
»Laß ihn frei, Miguel!« sprach Eduard. »Er wird diesmal sein Wort nicht brechen. Dieser Himmel und dieser
brüllende Strom sind uns zuverlässige Wächter.«
Es begann nun eine Zeit traurigen Zusammenlebens. Der Dachstuhl wurde von der Ebbe rasch vorwärts
getrieben, sodaß die Fortgeschwemmten sich bei dem Wiedereintritt der Flut schon unterhalb Glückstadt
befanden. Nirgends zeigte sich ein aufsegelndes Schiff, nur kleine Boote wurden an den fernen Ufern
sichtbar. Das Dach trieb immer mit dem stärksten Strom, ließ sich nicht steuern und konnte deshalb dem
Lande nicht näher gebracht werden.
Die Bewohner desselben verfielen in trübe Stimmung, die sich bedeutend steigerte, als man erkannte, daß
auch die zweite Nacht sie auf dem unwirtlichen Strom überraschen würde, ehe irgendein Mensch ihrer
ansichtig wurde. Mit Mühe befestigten die Unglücklichen eine Stange im Stroh und banden an die Spitze
derselben ein Notzeichen.
Zweimal flutete und ebbte das Meer und noch immer harrten die fünf Männer vergebens auf Rettung. In der
dritten Flutzeit war das Hausdach nahe Cuxhaven und die Aussicht auf Rettung verlor sich mehr und mehr.
Bis jetzt hatte Don Gomez sich ruhig verhalten. Er genoß schweigend, was der alte Bauer ihm reichte, den
Anblick Miguels und Eduards suchte er zu vermeiden. Nun aber trat bereits der verhängnisvolle Augenblick
ein, wo die Nahrungsmittel zu Ende gingen und man voraus berechnen konnte, daß schon nach vierund-
zwanzig Stunden die Schreckensherrschaft des Hungers beginnen werde. Durst litten sie nicht, denn es fiel
hinlänglich Regen, den die Männer in ihren Südwestern auffingen.
Außer dem drohenden Hunger lauerte aber noch eine andere Gefahr. Das Gebälk des Daches, von den Wo-
gen umbraust, wurde lebendig. Es knackte und ächzte in allen Fugen, es zog und dehnte sich und je höher
und länger die Wogen rollten, desto lockerer gestaltete sich der Bau. Es bedurfte nur einer starken Bö, eini-
ger heftiger Wellenschläge, und das ganze kaum noch zusammenhängende Gerüst löste sich in viele einzel-
ne Teile auf und das Gottesgericht war vollzogen. Alle sahen voraus, daß beim Hinausschwimmen auf das
Meer nur Stücke und Splitter davon übrig sein würden.
»Es ist Zeit«, sprach Miguel finster, als sie am zweiten Abend den Leuchtturm von Cuxhaven schon hinter
sich liegen sahen. »Wir haben nur noch für zwei Personen eine halbe Ration Brot. Laßt uns beten und dann
den Ersten von uns in den Wogen begraben.«
Don Gomez blickte wild auf und lächelte.
»Begrabt mich, wenn Ihr könnt«, versetzte er, »freiwillig ersäufe ich mich nicht! Sterben müssen wir alle, das
weiß ich, und ich bin auch ganz damit zufrieden, nur würden mir die letzten Lebensmomente versüßt wer-
den, könnten wir die Reise in jenes unbekannte Land in brüderlicher Gemeinschaft antreten. Mann gegen
Mann, wenn's beliebt! Wir stehen. mein' ich, hier alle außer dem Gesetz!«
Der alte Bauer und dessen Sohn würden zu jeder andern Zeit als Vermittler aufgetreten sein, jetzt achteten
beide nicht auf den Streit ihrer Gefährten, denn der Hunger wühlte in ihren Eingeweiden und die Verzweif-
lung machte alles vor ihren Augen flirren.
Don Gomez näherte sich Miguel – schon erhob er die Hand gegen den Nebenbuhler – da rief Eduard ju-
belnd aus:
»Ein Segel! Ein Segel auf unserm Kurs!«
Die erhobene Hand des Mexikaners sank wie gelähmt auf das zerstampfte, vom Sturmwind zerzauste Stro-
hdach, dessen Balkengerüst eingesunken war, so daß es jetzt nur noch wie ein großer Schirm auf den Wo-
gen forttrieb. Alle sahen auf, konnten aber mit Ausschluß des weitsichtigen Miguel nichts erkennen. Der
weißliche Schimmer, der am äußersten Rande des Horizonts sichtbar wurde, konnte auch der weiße
Schaumkamm einer springenden Welle sein. Eduard behauptete jedoch sehr bestimmt, ein Segel zu
erblicken und nach Verlauf weniger Minuten stimmten nicht nur Miguel, sondern auch der Bauer und dessen
Sohn ihm bei. Der nagende Hunger war vergessen, denn jeder hoffte, jeder glaubte wieder an Rettung!
Don Alonso Gomez frohlockte im Stillen. Seine bis dahin finstern, verbissenen Züge wurden sanfter, fast
freundlich. Es war, man sah es, plötzlich eine große Änderung in ihm vorgegangen. Er gab jeden Gedanken
an Kampf auf, blickte sich heiter um und bot dem Gegner seine Hand zur Versöhnung.
Miguel wollte seinen Ohren nicht trauen, aber er konnte nicht lange im Ungewissen bleiben. Mit einem bit-
tenden, aufrichtig flehenden Blick sah Don Gomez ihn an und streckte seine Hand nach ihm aus.
»Ich bin nicht so verwahrlost, so böse und unversöhnlich, wie du meinst«, sagte er zu dem unschlüssigen
Miguel. »Leichtsinnig nur war ich immer, und weil ich alle Freuden des Lebens durchkosten, kein Glück,
keinen Genuß mir entgehen lassen wollte, irrte und fehlte ich häufig. Ich habe dich beleidigt, erzürnt, mir
zum Feinde gemacht, darum hast du ein Recht, mich zu hassen. Aber was ich gegen dich und Christine
verbrochen habe, habe ich auch, obwohl mehr gezwungen, als freiwillig, bereits wieder gesühnt. Nun führt
uns ein wundersames Schicksal in der furchtbarsten Bedrängnis, in welche Menschen kommen können,
zusammen; wir sehen, als Feinde nebeneinander hockend, zwei volle Tage dem Tode hundertmal entgegen.
Wir sterben Glied für Glied, wir dulden gemeinschaftlich alle Qualen der entsetzlichsten Einbildungen! Wir
rüsten uns schon, den Tod zu empfangen, zu umarmen: da glänzt ein neuer Rettungsstern und gießt neues
Lebenslicht in unser Auge, netzt unsere schon verschmachtenden Lippen mit neuem Hoffnungstau! Sollen
wir jetzt noch hadern mit einander im Angesicht der Gnade des Himmels? Ich kann's nicht, bei dem Wunder-
bild der allerheiligsten Madonna! Die Härte meines Herzens weicht der Milde, die Lust nach Rache dem
Drang der Versöhnung. Seid mir Freunde und Brüder und laßt uns in dem Moment, wo schon das Tau ge-
schwungen wird, das uns wieder ans Land hissen soll, Frieden schließen für ewige Zeiten!«
Miguel blickte noch einmal hinaus auf das graue unbegrenzte Meer, an dessen wogendem Horizont jetzt
immer deutlicher das Segel zu erkennen war. Dann sah er dem Mexikaner wieder in das männlich schöne,
ausdrucksvolle Gesicht. Ein dritter Blick fiel auf das immer tiefer einsinkende Strohdach, dessen schadhafte
Stellen von den schäumenden Wellen in jeder Minute mehr litten.
Schon neigte sich die Sonne dem Untergang zu, die finstere Wolkenwand mit falben Lichtstrahlen durchbre-
chend. Rechts und links war kein Land mehr zu sehen, nur weißer, rollender, bisweilen hochaufspritzender
Schaum bezeichnete die gefährlichen breiten Sande in der Mündung der Elbe.
»Gib Friede!« sagte nochmals in mild bittendem Ton der Mexikaner und seine Hand legte sich auf die Schul-
tern Miguels. Dieser zauderte noch. Eduard erhob mit beiden Händen die Stange mit dem daran befestigten
Notzeichen. Er schwenkte sie hin und wieder in der Luft, und ein blendend heller Sonnenstrahl beleuchtete
das zerbröckelnde Floß mit der Gruppe der verlassenen Männer. Dann hüllte sich alles wieder in graue, dun-
stige Nebelatmosphäre.
Da zeigte sich, über die Segel aufwirbelnd, ein weißer Rauch, gleich darauf rollte dumpfer Geschützdonner
über das Meer.
»Wir sind entdeckt! Wir sind gerettet!« jubelte Eduard, noch einmal die Stange mit dem Notzeichen hoch in
die Luft emporhebend. Ein zweiter Schuß dröhnte über die Wogen.
»Gerettet!« wiederholte Miguel. »Gott will uns wohl, wir sollen nicht verderben. So sei denn auch heute dir
vergeben, was du an mir verbrochen hast. Werde mir fortan Freund, wie du mir bisher Feind gewesen bist!«
Die Hand Miguels lag in der des Mexikaners. Dieser riß den Versöhnten an sein Herz und umarmte ihn
stürmisch. Ein dritter Schuß hallte und besiegelte das feierliche Bündnis zweier Menschen, die das Glück
getrennt und verfeindet hatte, die Todesnot aber zu Freunden machte.
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Immer höher gingen die Wogen, jetzt rollende Hügelreihen, jetzt wieder breite, tiefe Talsenkungen bildend.
Tümmler überschlugen sich mit ihren plumpen Körpern in aufstrudelnden Wellenkämmen und eine Schar
Möwen umkreiste die Überreste des Daches, auf dessen noch lose zusammenhängenden Sparren die fünf
Männer mit jeder Sekunde weiter in die Nordsee hinaustrieben.
Es wurde dunkel. Nebel breiteten sich über die öde, endlose Wasserwüste. Am Himmel blickte da und dort
durch fliegendes Gewölk ein Stern, auch die Mondscheibe wob ungewisse Dämmerungshelle um dichte
schwarze Haufenwolken. Dann streute sie wieder silberne Flocken auf das Meer oder ein auffallend heller
Strahl traf die bauschigen Segel des Schiffes, das ruhig seinen Kurs steuerte. In längeren Pausen fiel ein
Schuß, und konnten die Fortgetriebenen ihr unlenksames Floß auch dieser rufenden Stimme nicht folgen
lassen, so deutete sie ihnen doch an, daß Freunde sich näherten und daß auf dem Top ein scharfes Auge
nach ihnen ausblicken müsse.
Endlich sahen die Treibenden den Rumpf des Schiffes, hörten ihr Rufen von menschlichen Stimmen beant-
wortet. Noch vergingen einige Minuten, dann vernahm Miguel das Kommando des Kapitäns. Langsam dreh-
te sich der schwarze Rumpf. Dann sank das Langboot aufs Meer, drei, vier Männer bestiegen es, das Schiff
drehte ab und kräftige Ruderschläge trieben das Boot über die gipfelnde Flut.
Bald war das Fahrzeug dem Floß so nahe, daß dessen Bewohnern ein paar Taue zugeworfen werden konn-
ten. Die Schiffbrüchigen erfaßten diese, schlangen sie fest um die Balkenstümpfe und holten das Rettungs-
boot an.
Zum Sprechen, zum Erkundigen war in diesem Augenblick keine Zeit. Der Mann, welcher das Boot steuerte,
ermahnte zur Eile, denn schon wehte es wieder stärker und die Wolkenbildung am Kimming deutete auf
nahende Windstöße. Die Männer auf dem zerbrechenden Gebälk fühlten noch weniger Bedürfnis zum Spre-
chen. Alle drängten dem Rettungsboot zu, und ihr allzu hastiges Anklammern an ein und dasselbe Tauende
hätte das kleine Fahrzeug beinahe zum Kentern gebracht. Die Stimme des Steuernden scheuchte die Ge-
ängsteten nochmals mit hartem Wort zurück, gab dem Boot eine andere Richtung und nun erst wurden alle
fünf Männer einer nach dem andern an Bord gehißt. Kaum hatte der Letzte – es war Don Alonso Gomez, der
eigensinnig darauf bestand, bis zuletzt auszuharren – das Gebälk verlassen, als eine gewaltige Sturzsee es
vollends zerschlug und die Trümmer nach verschiedenen Richtungen hin forttrieben.
Mit eigentümlichen Empfindungen sahen die Geretteten das Zerbrechen ihres bisherigen Wracks. Inzwi-
schen kamen sie dem Segelschiff schnell näher, das Boot legte an und Eduard betrat zuerst das Deck des
Schiffes, über dessen Brüstung neben dem Fallreep der Kapitän auf die Ankommenden herabschaute. Er
rief dem Steuernden ein paar Worte zu, die Eduard aufhorchen machten.
»Wie heißt das Schiff?« fragte der vor Hunger, Frost und Ermattung kaum seiner selbst mehr bewußte junge
Mann.
»Marie Elisabeth, Kapitän Ohlsen, Reeder Peter Thomas Heidenfrei«, versetzte ein eben vorübergehender
Matrose.
»Meines Vaters Bark!« sagte Eduard. »Welch' glücklicher Zufall! Wahrlich, der Name meiner Schwester ist
ein glückbringender Name! –«
Die Geretteten fanden auf der Bark Heidenfreis eine Pflege, die sie bald alle erlebten Schrecknisse der letz-
ten Tage vergessen ließ. Selbst daß Don Alonso Gomez sich mit unter den Geretteten befand, störte die
Freunde, namentlich Paul, der aus leicht zu erratenden Gründen keine sehr gute Meinung von dem Mexika-
ner hatte, ihm vielmehr im Herzen grollte, nur in den ersten Augenblicken. Teils die Zureden Eduards und
Miguels, teils das bestechende Wesen des ungewöhnlichen Mannes besänftigten schnell die zornigen Auf-
wallungen Pauls, der Don Gomez wohl schwerlich die Hand geboten haben würde, hätte er ihn früher er-
kannt.
Alle fünf Geretteten saßen jetzt in der Kajüte des Kapitäns und ließen sich den steifen Grog und das
schmackhafte Fleisch wohl schmecken. Kapitän Ohlsen und Paul waren begreiflicherweise äußerst begierig,
zu erfahren, welche seltsamen Ereignisse Menschen so verschiedenen Charakters in so verhängnisvollen
Augenblicken zusammengeführt haben konnten, und wie diese einander so feindlich Gesinnten den Ent-
schluß, sich zu versöhnen, zu fassen vermochten.
Die Bark war vom Sturm erfaßt, bis hart an die Küsten Jütlands verschlagen worden und hatte dabei zwei
Matrosen verloren. Stark von Bau, mit tüchtigem, seegewohnten Volk bemannt, trefflich geführt und gesteu-
ert, überstand sie den verwüstenden Sturm glücklich. Wetter und Flut waren auf hoher See viel weniger
gefahrvoll, als an den Küsten. Die anhaltende Richtung des Windes und ein Zusammentreffen verschiedener
ungünstiger Umstände brachten jenes große Unglück über die Küstenanwohner und die Bevölkerung der
Halligen, welche von allen Flutverheerungen des neunzehnten Jahrhunderts die Sturmflut des zweiund-
zwanzigsten Februar als die verhängnisvollste bezeichnet. Spuren dieser Verwüstung hatte die Bark auf
ihrer Fahrt nach der Mündung der Elbe entdeckt. Es war das erste Schiff, welches eine dunkle Kunde davon
ans Festland brachte.
Diesen Mitteilungen schlossen sich die Erzählungen Eduard Heidenfreis und seines Vetters Miguel an.
Beide junge Männer hatten zwei Tage vor dem bösen Unwetter Bremen verlassen, wo Augustin Hohenfels
allein zurückblieb, um noch einiges zu ordnen und die nötigen Vorkehrungen zur Reise nach Südamerika zu
treffen. Das Haus Heidenfrei zog es vor, um den Wünschen Hohenfels' möglichst nachzugeben, ein Bremer
Schiff zu chartern, da die ihm zu Gebote stehenden eigenen Fahrzeuge, mit Ausnahme eines einzigen, nicht
mehr ganz seetüchtigen Schoners, auf See waren. Zu diesem Entschluß trugen wesentlich auch die Verbin-
dungen bei, welche der verstorbene Saldanha mit Bremen in früherer Zeit durch Vermittlung holländischer
Bankiers eingegangen war. Alle diese früheren Geschäftsfreunde des reichen Kubaners kannten genau des-
sen Verhältnisse; die Verbindungen des ehemaligen Plantagenbesitzers konzentrierten sich in der Handels-
metropole an der Weser, und so fand von dort aus das neue eigentümliche Unternehmen des ideenreichen,
weitstrebenden Hohenfels die geeignetste und sicherste Förderung.
Um nicht den langweiligen Weg über die uninteressante Heidefläche in kurzer Zeit wieder zurücklegen zu
müssen, die namentlich Eduard zu genau kannte, zogen es die jungen Männer vor, von der großen Heer-
straße abzubiegen, einen links führenden Kommunikationsweg einzuschlagen und dem ›Alten Lande‹ einen
Besuch abzustatten. Erlaubte es die Witterung, die sich freilich schon zur Zeit ihrer Abreise aus Bremen
ungünstig anließ, wollten sie in Stade einsprechen, wo das Haus Heidenfrei ebenfalls Verbindungen hatte.
Dieser letzte Plan mußte aber aufgegeben werden. Die Reisenden ließen ihr gemietetes Fuhrwerk in Buxte-
hude, wanderten zu Fuß weiter und wollten über die Elbe nach Blankenese. Das Bedenken der Schiffer,
welche über den inzwischen bereits sehr unruhig gewordenen Wind die schlimmsten Ansichten äußerten
und sich entschieden weigerten, bei den gefährlichen Windstößen über den Strom zu setzen, machte auch
Miguel bedenklich. Der Wirt des Kruges gesellte sich zu den Beratenden und da auch dieser, der ein sehr
ruhiger, alter Mann zu sein schien, ebenfalls den Schiffern beistimmte, so nahmen die Reisenden den Vor-
schlag des Krugwirtes an, so lange bei ihm zu rasten, bis das Wetter ausgetobt haben würde.
Endlich versuchte der alte Bauer den Anprall der Sturmflut, ihr unerwartet schnelles Wachsen und die Be-
stürzung zu schildern, die alle ergriff, als die wilden Wasser bei sinkender Nacht von allen Seiten um die
schutzlosen Mauern seines Hauses zusammenschlugen, den ganzen Hausrat verwüsteten und fort-
schwemmten und ihn nebst seinen beiden Kindern und den Reisenden zu eiliger Flucht auf den Boden des
Daches nötigten.
»Ich hätte nie geglaubt«, schloß der alte Krughalter seinen Bericht, »daß Ständer, die über vierzig Jahre
jedem Wasser trotzten, von zwei, drei schlagenden Wellen zerbrochen werden könnten. Und wie nun gar
das Dach fortschurrte, sich auf den Wellen wiegte, in den wütenden Strom hineinschoß, und die Tochter mir
verloren ging; da hätte ich mich am liebsten selber kopfüber in das brodelnde Flutwasser gestürzt, um dem
Elend mit einem Male für immer überhoben zu sein. Die Herren aber hielten mich zurück und nun danke ich
ihnen, daß sie es taten, denn ich denke jetzt doch, meine ans Land zurückgetriebene Tochter
wiederzusehen.«
Er reichte Eduard und Miguel seine harte, breite Hand, die den Druck derselben herzlich erwiderten.
Unter diesem gegenseitigen Austausch der jüngsten Erlebnisse erreichte die Bark die Höhe von Neuwerk.
Die Leuchtfeuer des großen und kleinen Turmes, ebenso das hell glänzende Licht von Cuxhaven warfen
ihre Strahlen durch die wolkentrübe Nacht auf die grauen, langen Wogenkämme der hochgehenden See.
»Das ist beinahe ein Anblick, wie damals, als wir zum ersten Mal die rote Tonne passierten«, sprach Don
Alonso Gomez zu Miguel, der mit dem versöhnten Feinde jetzt das Verdeck auf und abschritt. »Nur war die
Luft damals milder und ich war besser bei Kasse, als ich es gegenwärtig bin.«
»Und das sprichst du so leichthin aus, ohne Reue zu fühlen?« versetzte Miguel.
»Reue mag gut sein, denn sie soll ja, wie die Pfaffen behaupten, zur Erkenntnis und mithin zur Besserung
führen. Dennoch will mich bedünken, taugt sie nicht für jeden. Wie es kommt, wissen die Heiligen, aber ich
kann nichts bereuen, nicht einmal, daß ich den gewiß dummen Streich mit deiner schönen Braut beging, die
ich dir übrigens, nimm mirs nicht übel, bis auf den heutigen Tag mißgönne. Wäre ich nicht ein so leichtblü-
tiger Patron, ich glaube doch, bei diesem herrlichen Mädchen hätte ich glücklicher mit dir gerungen, als auf
dem schlüpfrigen, moosbewachsenen Strohdach des alten Krugbauers. Es hat nicht sein sollen, mithin bin
ich beruhigt. Die einzige wichtige Frage, die ich jetzt an mich richten muß, und die mich auch wirklich schon
ganz ernsthaft beschäftigt, ist: woher nehme ich Geld, um zu leben, um mich zu halten und durch weise
Sparsamkeit und kluges Haushalten meine in Unordnung gekommenen Verhältnisse wieder zu verbessern?
Ich wüßte ein Mittel, nur weiß ich leider nicht, ob es anwendbar sein wird.«
»Welches meinst du?« fragte Miguel, der mit steigender Teilnahme dem harmlos Plaudernden zuhörte,
dessen Gemütsruhe ihm imponierte.
»Du könntest mir helfen.«
»Ich?«
»Ganz gewiß. Das wäre nicht nur sehr edelmütig, sondern auch verdienstlich, und gleichzeitig bewiesest du
mir damit, daß deine Aussöhnung ehrlich gemeint ist, dein Haß sich in wirkliche Freundschaft verwandelt
hat.«
»Aber ich begreife wahrhaftig nicht, wie ich dir helfen soll«, erwiderte Miguel. »Bare Mittel besitze ich augen-
blicklich nicht. Ich habe darüber disponiert, um die großen Pläne meines Vaters und Vetters fördern zu hel-
fen. Und ich kann mir denken, daß dir mit einer Kleinigkeit nicht gedient sein wird.«
»Das ist dumm«, sagte Don Gomez, »und dennoch wäre es möglich.«
»Ich sehe keine Hilfe.«
Der Mexikaner ergriff Miguels Arm und trat mit ihm an den Besanmast.
»Ich sehe ein«, fuhr er fort, »daß ich in der europäischen Gesellschaft meinen Kredit verscherzt habe. Es
gehört das zu den vielen Dingen, die sich nicht ändern lassen, die andern Qual verursachen, die ich dageen
für ein Schicksal hinnehme. Wozu soll ich mich nun noch länger auf europäischem Boden herumtreiben? Ich
weiß im voraus, daß ich zwar manchen Genuß und dennoch wenig Freude davon haben würde. Also fort
von der alten Welt, deren Solidität ich vollkommen respektiere, und deren liebreizende Töchter ich in der
Erinnerung lieben, verehren, anbeten will, so lange mein Herz klopft und meine gottlose Zunge noch
Schmeicheleien in hübsche Wortsträuße zu binden versteht! Die neue Welt, unsere Heimat, steht meinem
abenteuerlichen Sinn ohne alle Frage besser an. Und daß ich dort fortkomme und wieder fester Grund sich
unter meine Füße schiebt, dazu sollst du mir behilflich sein.«
»Erkläre dich deutlicher, denn noch sprichst du für mich in Rätseln«, versetzte Miguel.
»Du bist Besitzer reicher Kaffee- und Tabaksplantagen. Ein beneidenswertes Glück hat sie dir geschenkt. Du
läßt sie, wie ich in Erfahrung gebracht habe, verwalten von Leuten, die du selbst nicht kennst, denen du aber
vertraust, weil sie Diener des Mannes waren, der dich an Sohnes Statt angenommen hat. Meinst du nicht,
daß ein Freund, der früher auch auf Plantagen lebte, der mit Sklaven umzugehen weiß, der selbst noch
Sklaven- und Plantagenbesitzer ist, obwohl ein Jude sie als Pfand in seinem weiten Säckel mit sich herum-
schleppt, meinst du nicht, daß ein solcher Mann dir ebenso treu dienen kann, als bezahlte Söldlinge es tun?
Mache mich zum Generalinspektor deiner Plantagen auf Kuba, besolde mich anständig, gib mir eine gute
Provision, wie die Kaufleute sagen, und laß mich etwas Rechtes dabei verdienen. Bei meiner früheren
Nichtsnutzigkeit verspreche ich dir, ehrlicher und gewissenhafter hat der alte Hausnarr deines sehr respek-
tablen Herrn Oheim seinerzeit die Buchführung nicht getrieben, als ich sie in deinem Namen und in deiner
Abwesenheit handhaben will.«
Miguel konnte sich eines Lächelns über die Ernsthaftigkeit dieser Beteuerung nicht enthalten.
»Ja, du lachst«, fuhr der Mexikaner fort, »und dennoch beharre ich auf meinem Satz. Meinst du etwa, ich
würde mich schlecht für einen derartigen Posten eignen? Du irrst, mein Freund! Es gibt keine besseren
Diebsfänger als Leute, die früher etwas konfuse Ansichten von dem Begriff Eigentum hatten. Betrügen lasse
ich mich nicht, und sollte ich dich betrügen, so sei es dir freigestellt, mich zu behandeln, wie es dir beliebt.«
»Du sprachst von einem Juden, dem du deine Besitzungen in Texas verpfändet hättest«, warf Miguel ein.
»Wer ist der Mann, und wie hoch beläuft sich die darauf erhaltene Summe?«
Don Alonso nannte den Namen des hilfreichen Israeliten und die Höhe des von ihm erhaltenen Geldvor-
schusses.
»Zu unterhandeln ist mit dem Mann«, sprach Miguel, »denn er verdient gern. Wir haben dies, meine ich,
beide kennen gelernt. Laß mir Zeit, Alonso, und warten wir vorerst ab, wie meine Verwandten darüber
denken. Du wirst mich zu keiner Übereilung veranlassen wollen, die uns beiden nur Schaden verursachen
könnte. Vorerst hast du bei mir offene Kasse, deinen Vorschlag werde ich, ist er ernst gemeint, in Überle-
gung ziehen.«
»Er ist es«, sagte Don Gomez mit festem Ton.
»Halb Steuerbord!« rief der Lotse.
Eduard trat in Begleitung des Kapitäns und Pauls aus der Kajüte. Hinter dem Seedeich rechts konnte man
dunkel die Häuser Cuxhavens, etwas entfernter das breite, turmartige Schloß Ritzebüttel mit seinem hohen
spitzen Dach erkennen.
»Geit die Segel auf!« befahl der Lotse, und bald verschwand alle Leinwand, welche die Bark noch zeigte, an
den Rahen. Das Schiff wiegte sich langsam auf den hohen breiten Wellen.
Der nächste Befehl lautete, den Anker fallen zu lassen.
Die Kette klirrte, der Anker rollte in die Tiefe und faßte bald in den sandigen Grund.
Die ›Marie Elisabeth‹ lag, von leichter Brise geschaukelt, auf der Reede von Cuxhaven.
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Abspann
Erstveröffentlicht (teilweise): cuxpedia.de