Das Fischereihafen-Restaurant
Nach dem Ausbau des vorderen Teiles des Alten Fischereihafens im
Jahre 1908 findet auf seiner Ostseite eine rege Bautätigkeit statt. Zum
seit 1903 bestehenden kleinen Nebenzollamt II kommen die Fischhal-
len I und II, ein Verwaltungsgebäude der Fisch- und Fischereiwirt-
schaft, in dem sich auch das Hafen-Arbeitsamt, das sogenannte See-
mannsamt befindet, sowie auf der Westseite Cuxhavens erstes Eis-
werk und ein Zollgebäude, die spätere Gastwirtschaft `Kuttereck´.
Weiterhin entsteht in der Zeit auf der Ostseite ein großes Restaurant-
gebäude. Am 11. Juni 1910 eröffenen Heinrich und Charlotte Grimm
unter der Adresse Hafenstraße 1 die Fischkosthalle `Zum Fischereiha-
fen´, allgemein `Fischereihafen-Restaurant´ genannt.
Einer der Gäste in jener Zeit war der Schriftsteller und Maler Hans Bötticher, bekannt unter dem Pseudonym
Joachim Ringelnatz. Während des Ersten Weltkrieges war er u.a. eine Zeit lang in Cuxhaven stationiert.
Ständig in Geldnöten, beschreibt er in seinem autobiographischen Roman `Als Mariner im Krieg´, folgendes
Ereignis: „Später leistete ich mir, weil ich das Honorar für eine Novelle erhalten hatte, im Restaurant Fische-
reihafen eine Pulle Rheinwein zu entgrätetem Steinbutt.“
Zunächst freistehend, nahm es mit dem Bau der noch im gleichen Jahr
rückseitig angereihten Fischhalle III und der später folgenden Fischhal-
len IV - VI entlang der Präsident Herwig-Straße, das elbseitige Kopfen-
de des Traktes ein.
Bereits ein Jahr später ist als Wirt
August Rönner eingetragen. Er fin-
det sich im Jahre 1923 im Vorstand
der `Einkaufsgenossenschaft für
Gast- und Schankwirte für Cuxha-
ven und Umgebung´. 1925 verstorben wird die Gaststätte von dem
Geschäftsführer August Röschmann weiterbetrieben. In den Jahren
1927 bis 1936 wird das Restaurant dann von den Rönner-Erben
geführt, während Röschmann später die Restauration des UFA-
Theaters übernimmt. Als letzte Wirte schließen Hugo Precht und Frau
an. Nach dem Tot des Mannes führt Frau Precht den Betrieb bis zum
Ende des Hauses.
Dieses kommt 1960 mit dem Bau der Seeschleuse als Zufahrt zum Neuen
Fischereihafen. Wie für andere Gebäude im Umfeld bedeutet das auch für das
Fischereihafen-Restaurant den Abriss. Heutige Lage des Restaurants wäre
die seeseitige Einfahrt der Schleuse.
Die letzte Wirtin, Frau Precht, zieht in
das letzte verbliebene Haus des Ensem-
bles, das ehemalige Hälterhaus, und er-
öffnet dort eine Gastwirtschaft, jetzt offi-
ziell unter dem Namen `Fischereihafen-
Restaurant´. Anfang der 1980er Jahre
gibt sie dann aus Altersgründen auf. Das Haus selber wird gegen 1988
abgerissen um dort Schüttgut zu lagern, was sich jedoch letztlich nicht
verwirklicht hat.
Geblieben von dieser Episode in der Stadtgeschichte ist ein Teil des
Geschirrs des Restaurants, welches sich heute in der H.A.P.A.G.-Halle und
im Grodener Schützenhaus befindet. Weiterhin geblieben sind Marmor-
platten des alten Schanktresens, die aus dem gleichen Material bestehen,
wie der Marmor im ehemaligen Reichstag. Sie zieren heute die Vorderfront
des Tresens im kleinen Saal der H.A.P.A.G.-Hallen.
Hafenstraße
Die Hafenstraße ist heute historisch. Sie begann am Slippen und verlief über
die Drehbrücke, heute Klappbrücke, zur Straße Westkai, also zum heutigen
Lentzkai des Neuen Hafens, heute Amerikahafen. Dabei kreuzte sie die 1922
benannte Präsident Herwig-Straße.
Mit dem Bau des Zollamtes am Slippen im
Jahre 1888 wurde der Teil bis zur Klapp-
brücke umbenannt in Zollkaje. Nach dem
1. Weltkrieg wurde die Hafenstraße mit
dem Durchstich für den Ausbau des Alten
Fischereihafens abermals geteilt. Der westlich des Hafenbeckens gele-
gene Teil wurde nach der 1921 anstelle der Straße dort eingesetzten
Personenfähre zur Fährstraße umbenannt. Der verbliebene Teil östlich
des Hafenbeckens starb 1960 mit dem Bau des Seeschleuse.
Bilder
Abspann
Dank an:
- Frau Knobloch, Cuxhaven
- Helmut Stegemann, Cuxhaven
- Horst Koperschmidt, Cuxhaven
- Reiner Heins
Quelle:
- Landesbibliothek der Freien und Hansestadt Hamburg
- Nic Schuhmann/Dieter Kokott: Cuxhaven, die große Hochseefischerei und der Seefischmarkt, ISBN 978-3-
93551929-X