Inhalt Siebs - Die Februarflut 1825 Höch - Die Sturmflut vom 3./4. Februar 1825 im hamburgischen Staatsgebiet  Zeitungsartikel - Ritzebüttel, den 4. Februar 1825  Nachträge  _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Die Februarflut 1825 von Dr. B. E. Siebs Die Februarflut vom 3. und 4. Februar 1825 ist die letzte in der Reihe der großen Sturmfluten. Sie übertraf  alle ihre Vorläufer an Höhe. In Amsterdam stieg das Wasser 2 Zoll höher als bei der Weihnachtsflut. In  Blexen stand das Wasser 6 (1717:8) Fuß unter der Kirche. In der Kirche zu Klicksbüll bei Niebüll stieg die  Flut 1532 auf 4,16 Mtr. über NN, 1634 auf 4,30 Mtr., 1825 maß man 4,34 Mtr..   Der Herbst war sehr stürmisch, der Winter regenreich und ohne den üblichen Frost. Auch am 3. Februar fiel  Regen, vermischt mit Hagelschauern. Der Wind wehte aus Südwest und ging dann nach Westen und weiter  nach Nordwesten. Am 2. Februar war Vollmond. Da aber der Sturm sich an Stärke nicht entfernt mit dem  vom 15. November des Vorjahres messen konnte, erwartete man keine Gefahr für die Deiche. "Ueber ein  Jahrhundert", - so sagt Arens, dessen Schilderung der Flut wir folgen wollen - "hatten die Marschbewohner  im Schutz ihrer Dämme ruhig und sicher gelebt, selbst noch eben die wütenden wiederholten Herbststürme  glücklich bestanden. Sollte der jetzige schwächere nach mehrwöchentlicher Ruhe sich einstellende Sturm  mehr schaden, wohl gar die Dämme zerreißen können? Schon der Gedanke daran hätte ein Lächeln erre-  gen müssen!" "Die Flut am Mittag des 3. Februar war mäßig hoch. Am Abend war ein Gewitter. Nach Eintritt der Ebbe fiel  das Wasser nur sehr wenig. Lange schon vor dem Eintritt der Flut fing das Wasser wieder an zu steigen und  3 bis 4 Stunden vor der Zeit, wo diese Flut ihre größte Höhe erreichen mußte, stand es schon mit den Dei-  chen in gleicher Höhe. Mit ungeheurer Wut stürmte das Meer auf die Deiche und mit unerhörter Schnelligkeit  wogte es heran. Einen Fuß hoch stieg es eine zeitlang in jeder Viertelstunde. Zugleich war der Wellenschlag  ungeheuer hoch. Allgemein wurde eine große Unruhe des Wassers bemerkt. Es stürmte wie kochend und  ungewöhnlich schäumend heran und führte zugleich weit mehr Schlamm mit sich als gewöhnlich."   "Als die Flut die Höhe der Deiche erreicht hatte, wogte sie über dieselben hin, stieg aber dann nicht mehr  oder doch nur sehr wenig, sondern hielt sich während 3 bis 4 Stunden auf dieser Höhe und fing dann lang-  sam an zu fallen. Die Wellen beschädigten die Außenböschungen der Deiche stark, jedoch nicht stärker als  bei sonstigen Stürmen. Die Hauptbeschädigung entstand an der Innenböschung und der Kappe (dem  Kamm) der Deiche, als Folge weniger vom Ueberlaufen des Wassers als vielmehr der überschlagenden Wo-  gen. Indem diese mit großer Gewalt sich über den Deich stürzten, rissen sie den Rasen der Innenböschung  auf, die ohnedem schon überall durch in ungeheurer Menge darin nistender Mäuse aufgewühllt war. Mit dem  Wegsacken der Innenböschung verlor die Kappe des Deiches ihren Halt und stürzte nach. So entstanden  die vielen Deichbrüche auf der ganzen Küstenstrecke."   "Durch solche Deichbrüche drang das Wasser mit unaufhaltsamer Gewalt in das Land und setzte fast alle  Marschgegenden unter Wasser, hier langsamer, dort geschwinder oder mit stürmischer Eile, je nachdem der  Durchbrüche mehrere oder weniger waren, größer oder kleiner. Wenig trug verhältnismäßig das über die  Deiche gestürzte Wasser dazu bei. Wenngleich fast alle Deiche überliefen, so war es doch hauptsächlich  der Wellenschlag, der solches bewirkte, der Wasserspiegel selbst stand wohl nur in einzelnen Fällen höher  als die Deichkappe. Wie hätten sonst hin und wieder Menschen sich auf den Deich retten und da aushalten  können! Daher kam in solchen Gegenden, wo keine Deichbrüche erfolgten, nur wenig Wasser auf das Land,  wenn es nicht von den entfernten Durchbrüchen dahinzog, wo es dann aber oft erst den folgenden Tag  erschien."   "Die meisten Dörfer zwischen der Zuider See und der Weser schützte ihre Lage indem sie meist auf Warfen  liegen. Aber vielen Dörfern in den Elbgegenden, in Friesland, Overyssel usw., welche auf nur geringen Er-  höhungen oder gar keinen stehen, sowie in den Poldern ging es traurig. Für diese war die Februarflut 1825  der Weihnachtsfluth 1717 gleich. Es kam noch hinzu, daß die Flut spät Abends, teils erst um Mitternacht  eintrat. Niemand ahnte eine solche Gefahr. Das Wasser strömte mit solcher Eile heran, daß mehrere tausen-  d Menschen im bloßen Hemd oder halb bekleidet auf die Hausböden fliehen mußten. Viele wurden vom  eindringenden Wasser erst aus dem Schlaf geweckt. Sie sahen ihre Zimmer mit Wasser angefüllt, Kleider,  Tische, Stühle darin herumschwimmend, und mußten, dem Bette entsteigend, einige Fuß tief durch das  Wasser waten. Mancher, der noch seine besten Sachen retten, seine Kinder in der Eile ankleiden wollte,  kam in Lebensgefahr. Nur wenige hatten Zeit und Besonnenheit mit notdürftigen Sachen und Lebensmitteln  sich auf die Böden zu retten. Selbst hierher stieg manchmal das Wasser. Nun mußten die Dächer durch-  brochen und letzte Zuflucht auf dem First der Häuser gesucht werden. So mußten viele die lange Nacht  ausharren. Endlich brach der Tag an. Welch ein Anblick! Rund um die Wohnung, zum Teil soweit das Auge  reichte, ein tobender See, aus dem die niedrigen Häuser mit den Spitzen der Dächer hervorragten, die hö-  heren und Kirchen halb versenkt im Wasser. Die Erdrücken und Hügel gedrängt voll Tieren und Menschen,  die Dächer mit Hülferufenden, die mit ausgestreckten Armen, mit Aufhebung ihrer nackten Kinder, ihre Ver-  zweiflung zu erkennen gaben. Die Fluten mit Trümmern der niedergerissenen Wohnungen, mit ertrunkenem  Vieh und allerlei treibbaren Sachen angefüllt. In manchen großen Häusern und Kirchen fanden sich oft 50  bis 100 Menschen zusammen, die meisten halbnackt, alle durchnäßt, alle vor Angst und Kälte zitternd. Pfer-  dedecken, alte Lumpen waren da eine köstliche Beute, um schwangere Frauen, Greise und Kinder zu be-  decken. Der Morgen brachte den meisten keine Hülfe. Der Sturm tobte bis Mittag. Schnee und Hagel ver-  dunkelten oft die Aussicht. Endlich gegen Mittag lief der Sturm nach Norden um und wurde schwächer. Ein-  zelne Boote erschienen, aber die vermochten nur einige zu retten. Viele mußten wiederum die lange Nacht  ausharren. Manchen fehlte es an Lebensmitteln, stärker noch peinigte der Durst. Erst am 5. Februar konnten  die übrigen gerettet werden."   "Merkwürdig waren die Erlebnisse des Gehrel Eiben Ammen zu Schillig. Die ungewöhnlich früh steigende  Flut hatte in ihm einige Besorgnis erregt. Er ging zwar zu Bette, ließ aber die Magd und den Kleinknecht  wachen. Schon um 9 1/2 Uhr sagten ihm diese, das Wasser stehe an der Kappe des Deiches. Er ging jetzt  selbst hin und sah das Wasser schon über den Deich strömen und eine große Welle sich über den Garten  stürzen, die sich an seinem Hause brach. Eilig rief er nun seinen Hausgenossen zu, sich zu retten. Seine  hochschwangere Frau ersteigt mit Mühe und halb bekleidet den Deich, begleitet von der Magd und einem  Pflegesohn. Während 10 Minuten müssen sie sich durch Sturm und Wasser bis zum nächsten Hause durch-  kämpfen. Hinter ihnen stürzen die immer höher steigenden Wellen über den Deich und nur mit Mühe er-  reichen sie das Haus, dessen Bewohner im tiefen Schlafe liegen. Diese, eher Diebe als Wasser fürchtend,  können erst, als sie die bekannten Stimmen vernehmen, vermocht werden, die Tür zu öffnen. Ammen, der  unterdes beschäftigt war, das Vieh loszubinden, wurde auf einmal von heftiger Angst über das Schicksal  seiner Frau ergriffen. Er eilte hinaus, rief aber vorher seinem Kleinknecht und einem mit ihm im Hause woh-  nenden alten Mann zu, ihm zu folgen, was jedoch nicht geschah. Ammen erreichte fast besinnungslos das  Haus seines Nachbarn, wohin seine Frau sich gerettet hatte. Kaum hatte er sich von ihrem Wohlbefinden  überzeugt, als er sie wieder in Begleitung seines Nachbarn verließ, um womöglich nach etwas aus dem  Hause zu bergen. Sie sahen das Haus noch stehen, fanden es aber nicht mehr möglich, hinzukommen. Sie  entschlossen sich also zur Umkehr, aber auch diese war ihnen abgeschnitten. Zwischen dem Deich und  dem Hause des Nachbarn war ein Strom entstanden, der sich nicht durchwaten ließ. So verweilten sie eine  zeitlang auf dem Deich, mit Mühe sich den Wogen entgegenstämmend, im Angesicht der Ihrigen, die vom  Boden die Hände nach ihnen ausstreckten. Sie suchten noch einmal nach Ammens Wohnung zu kommen,  aber schon begegneten ihnen seine Trümmer. Nur einige Stücke der Mauer standen noch. Endlich ent-  schlossen sie sich, über den Deich nach Horumersiel zu gehen. Arm in Arm sich fassend, auf ihre Stöcke  gestützt, den Rücken gegen die Wellen, überstehen  sie manche Gefahr, aber mancher erschütternder An-  blick tritt ihnen auf diesem Wege entgegen. Drei kleine Kinder, beinahe nackt, liegen in einem kleinen Heu-  haufen verborgen, und aus dem nahen Hause tönt ihnen das Jammergeschrei der Eltern entgegen, sie  möchten drei andere Kinder retten, die vom Deiche heruntergestürzt waren. Aber hier war keine Rettung  möglich. Sie vermochten weiter nichts, als die noch lebenden Kleinen besser zu bedecken. Etwas weiter hin  lag die Mutter dieser Kinder, fast nackt und beinahe erstarrt an der Kappe des Deiches. Die beiden Männer  hoben die Frau auf und bemühten sich, sie mitzunehmen. Aber sie war schon so schwach, daß sie kaum  einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Bald verließen die Kräfte sie ganz und die selbst schon ermatte-  ten Männer waren nicht imstande, sie weiterzubringen. Ebensowenig gelang es ihnen, zum Siel zu kommen,  um dort Hülfe zu holen. Es war nicht möglich, den über den Deich stürzenden Strom zu durchqueren. Sie  kehrten daher wieder um und fanden die Frau erstarrt, weiterhin auch die Kinder. Endlich fiel das Wasser,  sie konnten nun sich wieder mit den Ihrigen vereinen, worauf alle ohne säumen sich nach dem Siel  begaben, den sie morgens um 6 Uhr obgleich mit großer Mühe erreichten.   Die beiden in Ammens Haus zurückgebliebenen Personen kamen in den Wellen um. Es war ein altes, aber  sehr festes Gebäude mit drei fußdicken Mauern, das die Weihnachtsflut 1717 glücklich überstanden hatte.  Diesmal vermochte es nicht den reißenden Strom zu widerstehen. Kaum 200 Fuß von dem Hause entfernt  war der Deich eine Strecke von 340 Fuß bis aufs Maifeld weggerissen. Es wurde gänzlich zerstrümmert, und  so gewaltig war die Strömung, daß große Stücke der Mauer sogar über den Garten und hausumgebenden  Graben geschleudert wurden und man hernach auf der Hausstelle selbst nur wenige Trümmer vorfand. Ein  Haus in der Nähe, das nicht in der Richtung des Stromes lag, wurde dagegen kaum vom Wasser berührt.   Drei losgebundene Kühe waren Ammen auf seiner Wanderung beständig gefolgt und blieben am Leben,  auch die beiden Pferde. Das eine war unter beständigem Wiehern auf dem Deich in der Nähe des Hauses  geblieben, das andere wurde am folgenden Morgen in einiger Entfernung davon gefunden. Es war wegge-  trieben, hatte sich aber auf eine etwas höhere Stellung retten können.   In Süderdithmarschen mußte der erst 1817 neu gewonnene Dieksander Koog, der Vorläufer des Friedrichs-  koogs, aufgegeben werden. In Ostfriesland gab man den Schweringsgroden und den Binckepolder preis.  Die Verluste an Menschenleben betrugen:   in Ostfriesland 11  in Jeverland 46  am Jadebusen 5  in der Wesermarsch 43  in der Elbmarsch 142  auf den Halligen 74  Im Amte Hagen ertranken 2, im Amte Stotel 5, im Gericht Dorum 3 Personen. Die Verluste in den Elbmar-  schen verteilen sich wie folgt:  Amt Neuhaus 7 Personen, Amt Wischhafen 17, Gericht Freiburg 33, Bützfleth  8, Jork 55, Horneburg 2, Hove Leswig 2, Rübke 2, Francop 16. An der ganzen Nordseeküste, die Niederlan-  de mit einbegriffen, ertranken 789 Menschen. An Vieh kamen um 45.000 Stück (1717 die doppelte Anzahl).  2.400 Gebäude wurden völlig zerstört (1717: 4.915), beschädigt 8700 (1717: 3.375). In diesen letzten  Zahlen spiegelt sich die bessere Bauart der Gebäude. Der Gesamtschaden wurde auf 16 Millionen Taler  geschätzt. In Dänemark brach die Flut bis zum Simfjord durch. Auf diese Weise wurde der nördliche Teil  Jütlands zur Insel.   Mit dem Schrecken weniger Tage war es nicht gut. Nun kamen für den Landwirt schwere Zeiten. Die Winter-  frucht war hin. Der Graswuchs hatte an vielen Stellen stark gelitten. Die Landbohnen mißrieten ganz,  ebenso die Erbsen und der früh gesäte Hafer. Mancher Acker mußte im Frühjahr dreimal umgepflügt  werden. Sommergerste geriet am besten. Sie kann offenbar das Seewasser am ersten vertragen. Ebenso  auffällig wie lästig war die völlige Verunkrautung des Bodens nach der Flut. Von den Bäumen hielten sich am  besten die Eichen.   Schwerer noch als die unmittelbaren Folgen der Flut waren die Nachwirkungen. Die Deichlast wurde durch  die notwendigen Ausbesserungen und Erhöhungen nahezu unerschwinglich. Ein großer Teil der Besitzer  geriet in Konkurs. "Man sieht das unerhörte Beispiel, daß sämtliche Bewohner der fruchtbarsten Bezirke un-  ter der mildesten Regierung fast ganz an den Bettelstab gebracht sind. Kein Pächter findet sich, der einen  Hof umsonst, nur mit der Bedingung, die gewöhnlichen Unterhaltungskosten des Deiches zu tragen, in  Pacht nehmen will, die Eigner müssen viel mehr noch zugeben." So berichtet Arends über das Amt Norden.  In den übrigen Marschen lagen die Dinge ähnlich.   Das Amt Ritzebüttel litt auch bei der Februarflut wieder ganz besonders stark. Nachdem bereits zuvor das  ganze Neuland überschwemmt worden war, entstanden am 3. Februar um 10 Uhr abends Deichbrüche am  Hafen- und Grodendeich. Tosend stürzte die Flut von Westen und Osten heran und bald stand der ganze  Flecken Ritzebüttel unter Wasser. Notschüsse verkündeten das Unglück. Jeder suchte in der Geschwindig-  keit zu retten was er konnte, und eilends flüchtete alles, Männer, Frauen und Kinder, dem Schlosse und der  Kirche zu oder suchte oben in den Häusern Zuflucht. Obgleich erst um 1 Uhr die höchste Flut erwartet wur-  de, begann das Wasser bereits nach Mitternacht zu fallen. Aber schon um 5 Uhr morgends fing es, nachdem  es nur 10 1/2 Fuß gefallen war, wieder an zu steigen. Immerhin wurde die Katastrophe diesmal nicht so  schlimm wie vorher, da sich der Wind etwas gelegt hatte.   Schauerlich war der Anblick, der sich bei Tagesanbruch vom Schlosse aus bot. Auf den Fluten trieben große  Mengen Bauholz, Schiffstrümmer, Hausgerät, Kleidungsstücke, Heu und Stroh und dazwischen Viehkadaver  und menschliche Leichname.   Auch Cuxhaven stand fast ganz unter Wasser. Besonders stark litt der Leuchtturm. Im Badehause waren  Röhren und Wannen zertrümmert. Die Packhäuser im Vorlande waren hinweggeführt und eine Anzahl  Schiffe, die auf dem Helgen lag, war umgeworfen. Am westlichen Hafendeich brach das Wasser in 12 Ruten  Breite durch und fraß einen 6 Fuß tiefen Kolk in die Erde. Ueberhaupt litten die Deiche des Amtes großen  Schaden.   Beim Klappsiel war eine 27 Fuß Breite Kappstürzung, bei Arensch ein kleiner Grundbruch entstanden. Am  Döser Deich verursachte die Flut 3 Kappstürzungen und 42 Ausspülungen. Am Steindeich zählte man 40  Ausspülen von zusammen 310 Ruten Länge. Ein großer Grundbruch fand sich im westlichen Flügeldeich  von Neuland. Er war 28 Ruten lang und hatte einen Kolk von 24 Fuß Tiefe. Ein kleinerer Grundbruch von 10  Ruten Länge entstand am östlichen Flügeldeich. Der Deich dieses Grodens wies insgesamt 24 Ausspülun-  gen auf. Endlich entstand ein gewaltiger Grundbruch von 170 Fuß Breite mit einem 24 Fuß tiefen Kolk bei  Groden und ein anderer, 230 Fuß breit mit einem Kolk von 10 Fuß Tiefe, beim Altenbrucher Siel.   Besonders verderblich wurde die Flut der Insel Neuwerk. Diese hatte früher einen doppelten Deich, einen  äußeren zur Beschützung des Baulandes, der schon in den Novemberstürmen 1824 durchgebrochen war,  und einen zweiten, der das süße Wasser vom Meer trennt und zugleich den Häusern als Schutz in der Not  dient. Dieser Innendeich der damals eine Länge von 3.600 Schritt hatte, verschwand in der Februarflut fast  ganz. Teilweise wurde er in Tiefe Kolke verwandelt. Die Bewohner der Insel hatten kaum Zeit sich nach dem  Leuchtturm und der Wohnung des Vogts zu flüchten. Nur die ..?.. blieben unbeschädigt. Die übrigen Häuser  waren fast sämtlich unbewohnbar geworden. Das Hausgerät war weggespült oder unbrauchbar geworden.  27 Stück Hornvieh und gegen 100 Schafe kamen in der Flut um. Der frühere Wohlstand der Bewohner war  mit einem Schlage vernichtet.   Im ganzen Amte ertranken 7 Menschen, darunter der beim Armenhause angestellte Seiler. Ein Kind war vor  Kälte erstarrt. Insgesamt verloren die Einwohner des Amtes 7 Pferde, 60 Stück Hornvieh, 438 Schafe und 2  Schweine. Drei Häuser waren völlig zerstört, 41 stark und 58 weniger beschädigt. Die gesamte Wintersaat  ging durch die Ueberschwämmung verloren.   Unmittelbar nach der Flut bildete sich in Hamburg unter Führung des Senats eine "Commission der Wasser-  schäden." Bei ihr wurden zur Unterstützung der Beschädigten eingezahlt:   aus den 5 Kirchspielen der Stadt 50.145 M Banco und 55.847 M Cour.;   aus den Vorstädten 9.103 M Cour.;   von den Aemtern und Gesellen 8.050 M Cour.;   aus publicierten Druckschriften 1.947 M Cour.;   für Theatervorstellungen, Konzerte usw. 7.209 M Cour.;   aus Lübeck 3.000 M Cour.;   aus der Fremde 11.473 M Banco und 26.309 M Cour.;   vom Kaiser von Rußland 20.250 M Banco;   aus England, ausschließlich für Ritzebüttel 250 Pf. Sterling.   Außerdem letztgenannten Betrage erhielt das Amt aus dem Unterstützungsfond 55.425 M Cour.   Rühmend erwähnt wird in den Berichten über die Sturmflut die aufopfernde Tätigkeit des Ritzebüttelers  Amts- und Gerichtsaktuars Dr. E. Banks und seiner Gattin.   Die Marschländereihen des Amtes blieben infolge des eingedrungenen Salzwassers 4 Jahre unfruchtbar.  Zur Wiederherstellung der Deiche wurden im Jahre 1825 20.381 M und 1826-29 11.740 M 10 Schilling auf-  gewandt. Auch die mit der Wohnung des Reepschlägermeisters verbundene Reeperbahn wurde aerario  publico mit dem Deichgelde wieder hergestellt.   - Ende des 2. Berichtes - _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Seite 3
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