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Aquis submersus - Im Wasser ertrunken  Titel einer Novelle von Theodor Storm um den Tod eines Kindes. Gorch Fock macht das Ertrinken anschau-  lich:  “Klaus Mewes fühlte, daß seine Arme ermatteten, und daß er es nicht mehr lange aushalten konnte. Noch  einmal ließ er sich von einer Wogenriesin emporheben und blickte von ihrem Gipfel wie vom Steven seines  Ewers über die See, die er so sehr geliebt hatte, dann gab er auf. Es paßte nicht zu seinem Wesen, sich im  letzten Augenblick klein zu machen und mit den Seen um die paar Minuten zu handeln. Er konnte doch ster-  ben! Er schrie weder auf, noch wimmerte er, er warf sein Leben auch nicht dem Schicksal trotzig vor die Füße  wie ein Junge. Groß und königlich, wie er gelebt hatte, starb er als ein tapferer Held, der weiß, daß er zu  senes Gottes Freude gelebt hat und zu den Helden kommen wird. Mit einem Lachen auf den Lippen versank  er, denn er sah einen glänzenden neuen Kutter mit leuchtenden weißen Segeln und bunten Kränzen in den  Toppen vor sich, der stolz dahinsegelte, und am Ruder stand ein lachender Junggast, sein Junge, sein Stör-  tebeker... Grüßend winkte er mit der Hand... Fahr glücklich, Junge, fahr glücklich, sieh zu, daß du dein fröhli-  ches Herz behältst, fahr glücklich! Guten Wind und mooi Fang, mien Jung!...  Dann ging die gewaltige Dünung des Skagerraks über ihn hinweg.”  Soweit der Tod eines Helden, wie der Dichter und Schriftsteller Gorch Fock ihn sich in seiner Novelle `See-  fahrt ist not´ vorstellte, bevor er ihn selber traf. Ironischerweise im gleichen Gewässer während der Skage-  rak-Schlacht des 1. Weltkrieges.   Hier liest man vom mannhaften, stillen Sterben eines Fischers, während sich Ertrinken im Fernsehen zumeist  weitaus turbulenter und kaum übersehbar darstellt.  Den folgenden Beitrag fand ich in einer Tourismus-Veröffentlichung. Auch wenn er in den Cuxhaven-Seiten  etwas deplaziert erscheint, ich denke, es sollte in seiner Wichtigkeit, gerade in einer Küstenstadt wie Cux-  haven, die noch dazu mit Bad Füssing im ständigen Wettstreit um Deutschlands größtes Touristenaufkom-  men steht, auf jedem Wege bekannt gemacht werden.  Ertrinken – der leise Tod  Was Sie über das Ertrinken wissen sollten, um die Gefahr rechtzeitig zu erkennen. In Deutschland sterben jährlich mehr als 400 Menschen durch Ertrinken. Das Erschreckende hierbei ist,  dass die Betroffenen in vielen Fällen von anderen Badegästen beobachtet werden – aber nicht, weil Sie rat-  los sind, sondern weil Sie die Situation falsch einschätzen und keine Ahnung haben, dass sich diese Person  gerade in einer lebensgefährlichen Situation befindet. Denn entgegen der Annahme, dass ertrinkende Per-  sonen durch lautes Geschrei und Gewinke auf sich aufmerksam machen, passiert genau das Gegenteil:  Ertrinken sieht nicht nach Ertrinken aus! Kein panisches Gestrampel, keine Schreie.  Mario Vittone, Rettungshubschrauberpilot und Rettungsschwimmer der U.S. Coast Guard, kann auf eine  langjährige Erfahrung zurückblicken und hat schon unzähligen Menschen das Leben gerettet. In seinem  Artikel “Drowning Doesn´t Look Like Drowning” schildert er das Phänomen des Ertrinkens und hat damit für  viel Aufsehen gesorgt.  Der nachfolgende Artikel ist eine Übersetzung aus dem Original.  Der leise Tod des Ertrinkens Als der Kapitän voll bekleidet von Board sprang und durch das Wasser lief, irritierte er die anderen Bade-  gäste, die im Wasser schwammen. “Nicht, dass er jetzt denkt, du ertrinkst”, sagte der Mann zu seiner Frau,  da sie sich kurze Zeit zuvor mit Wasser bespritzt und geschrien hatten. “Was macht er hier?!”, fragte die  Frau leicht gereizt ihren Mann. “Es geht uns gut!”, rief der Mann dem Kapitän zu. Aber der Kapitän ließ sich  nicht aufhalten. Er schwamm unnachgiebig an dem Pärchen vorbei und schrie nur kurz “Weg da!”. Denn  direkt hinter ihnen, nur wenige Meter entfernt, war die neunjährige Tochter gerade dabei zu ertrinken. Der  Kapitän kam in allerletzter Sekunde. Das Mädchen fing an zu weinen und schluchzte: “Papa!”.  Woher wusste der Kapitän aus so vielen Metern Entfernung, dass die Tochter gerade dabei war zu ertrinken  und sowohl Mutter als auch Vater dies aus weniger als drei Metern nicht erkennen konnten?  Der Kapitän ist ein ehemaliger Rettungsschwimmer der Küstenwache und hat durch eine fachliche Ausbil-  dung gelernt, die Gefahren des Ertrinkens rechtzeitig zu erkennen. Und nein, wenn jemand ertrinkt, dann  wird nicht, wie es oft im Fernsehen gezeigt wird, wild geschrien und gewunken.  Sie sollten sicherstellen, dass Sie die Anzeichen des Ertrinkens erkennen. Denn bis die neunjährige Tochter  mit letzter Kraft “Papa” sagte, hatte sie nicht einen Ton von sich gegeben. Das Ertrinken ist fast immer ein  ruhiger und wortloser Vorgang. In der Realität wird selten gewunken, geschrien oder wie wild gestrampelt.  Das, was Menschen tun, um tatsächliches oder vermeintliches Ertrinken zu verhindern, hat Dr. Francesco A.  Pia die instinktive Reaktion (The Instinctive Drowning Response) genannt. Es gibt kein Geschrei, kein Ge-  spritze und kein Gewinke. Überdenken Sie Folgendes: Der Tod durch Ertrinken ist der zweithäufigste Unfall-  tod (nach Verkehrsunfällen) bei Kindern bis zu einem Alter von 15 Jahren. Auch im nächsten Jahr werden  wieder Kinder ertrinken. Etwa die Hälfte wird in einer Entfernung von nicht mehr als 20 Metern von einem  Elternteil ertrinken. Und in 10% dieser Fälle wird ein Erwachsener sogar zusehen und keine Ahnung davon  haben, was da gerade geschieht. Ertrinken sieht nicht aus wie ertrinken!   Auf folgende Anzeichen müssen Sie beim Baden achten   Dr. Pia erläuterte die instinktive Reaktion auf das Ertrinken in einem Artikel im Coast Guard´s On Scene Ma-  gazine:  1. In den meisten Fällen sind ertrinkende Menschen physiologisch nicht dazu fähig, Hilfe zu rufen. Da das  Atmungssystem auf das Atmen ausgelegt ist und die Sprache die zweite/überlagerte Funktion darstellt,  muss zunächst die Atmung sichergestellt werden, bevor die Sprachfunktion stattfinden kann.  2. Da sich der Mund beim Ertrinken unter der Wasseroberfläche befindet und nur kurzeitig wieder aus  dem Wasser auftaucht, ist die Zeit für das Ausatmen, Einatmen und für einen Hilferuf zu kurz. Sobald  sich der Mund einer ertrinkenden Person über der Wasseroberfläche befindet, wird schnell ausgeatmet  und wieder eingeatmet, bevor der Kopf wieder unter Wasser abtaucht.  3. Ein herbeiwinken ist nicht möglich. Die Arme werden instinktiv seitlich ausgestreckt und von oben auf  die Wasseroberfläche gedrückt. Diese Schutzfunktion soll den Körper über der Wasseroberfläche hal-  ten, um weiter Atmen zu können.  4. Eine bewusste Steuerung der Arme ist bei einer instinktiven Reaktion auf das Ertrinken nicht möglich.  Ertrinkende Menschen sind aus physiologischer Sicht nicht dazu fähig, das Ertrinken durch bewusste  und gesteuerte Bewegungen abzuwenden. Ein Winken nach Hilfe ist also nicht möglich.  5. Während der Dauer des Ertrinkens befindet sich der Körper aufrecht im Wasser. In der Regel können  sich Ertrinkende nur 20 bis 60 Sekunden an der Wasseroberfläche halten, bevor sie untergehen. Nicht  viel Zeit für einen Rettungsschwimmer.  Selbstverständlich befindet sich eine Person, die schreiend und winkend um Hilfe ruft, in einer ernsthaften  Situation. Anders als beim tatsächlichen Ertrinken, können sich die betroffenen Personen an Ihrer eigenen  Rettung beteiligen und z.B. nach Rettungsleinen oder -ringen greifen. Dieser Zustand wird als Wassernotsi-  tuation bezeichnet. Eine Wassernotsituation muss nicht zwangsläufig vor einer instinktiven Reaktion auf das  Ertrinken auftreten.  Weitere wichtige Anzeichen des Ertrinkens   Sie sollten unbedingt auf folgende Anzeichen des Ertrinkens achten:  Der Kopf ist nach hinten geneigt und unter Wasser. Der Mund befindet sich auf einer Höhe mit der  Wasseroberfläche  Die Augen sind glasig und leer  Die Augen sind geschlossen  Die Haaren hängen vor Stirn und/oder den Augen  Der Körper befindet sich vertikal im Wasser – die Beine werden nicht bewegt  Der Ertrinkende beschleunigt die Atmung und kämpft nach Luft  Die Betroffene Person unternimmt den Versuch zu schwimmen, kommt aber nicht voran  Es wird versucht sich auf den Rücken zu drehen.  Sollte also ein Rettungsschwimmer plötzlich ins Wasser laufen und es sieht für Sie so aus, als wäre alles in  Ordnung, dann täuschen Sie sich nicht. Der einfachste Hinweis des Ertrinkens wirkt nicht immer so, als wür-  de jemand ertrinken. Seien Sie also vorsichtig. Wenn Sie sicher gehen wollen, dann fragen Sie die betreffen-  de Person: “Geht es dir gut? Brauchst du Hilfe?”. Erhalten Sie eine Antwort, dann scheint es der Person  wirklich gut zu gehen. Wenn nicht, dann bleiben Ihnen nur wenige Sekunden, um sie zu retten.  Und noch ein Hinweis für alle Eltern: Kinder, die im Wasser spielen, sind laut und machen Lärm. Sollte es  still werden, dann sollten Sie nachschauen, weshalb. Das gilt auch für den Gartenpool.  Abspann Dank an: - Gorch Fock: Seefahrt ist not - nordsee24.de